Kann die Lösungsperspektive auch in kurzen Stücken funktionieren?

Sie haben einen Tag Recherchezeit, um 500 Worte zu schreiben. Oder drei Stunden, um einen einminütigen Sendebeitrag zu produzieren. Wie kann man da die Lösungsperspektive integrieren?

Lösungsjournalismus läuft oft dann zur Höchstform auf, wenn man viel Zeit in die Recherche investieren kann. Viele Tipps, die wir bisher hier geteilt haben, passen am besten für längere Features oder Reportagen. Wir haben aber auch mehrere Wege gefunden, in kürzeren Stücken den Fokus auf Lösungen zu lenken.

 

  1. Kurze Lösungsstücke funktionieren dann am besten, wenn das Problem gut bekannt ist. Bettwanzen, zum Beispiel, waren vor einigen Jahren in New York überall. Ein Reporter für AM New York, einer Gratiszeitung, die in der U-Bahn verteilt wird, brauchte nur einen Satz, um das Problem zu umreißen und konnte dann direkt zur Lösung übergehen: Der Befall ging massiv zurück, weil die Stadt eine ganze Reihe von Maßnahmen ergriffen hatte. In 576 Worten beantwortete der Autor viele unserer „zehn Fragen“.
  2. Suchen Sie sich ein Thema, dessen Lösungsansatz gut mit Daten belegt werden kann. Dann braucht man nicht unbedingt viele Worte oder viel Platz, um den Fall aufzudröseln, sondern kann gleich nachweisen, wie es funktioniert.
  3. Reporter, die für bestimmte Sachgebiete zuständig sind, können oft schnelle Lösungsgeschichten produzieren, indem sie örtliche Programme beschreiben, die eine erfolgreiche Bilanz vorzuweisen haben. Wer sich in bestimmten Themen gut auskennt, spart damit oft viel Recherchezeit. Wir gehen darauf auf der nächsten Seite noch weiter ein.
  4. Manche Lösungsansätze sind weniger komplex als andere und eignen sich deshalb gut für kurze Stücke. Zum Beispiel beschrieb ein Bericht im Atlantic CityLab, wie immer mehr Brasilianer die Videofunktion ihrer Smartphones nutzen, wenn sie Zeuge von Polizeibrutalität werden. Die Aufnahmen führen zu mehr Rechenschaft in einer berüchtigten, militarisierten Polizeitruppe.